Franz Ringel: Untitled


Franz Ringel
Untitled
1995
oil and acrylic on canvas; framed
155 x 100 cm
signed and dated on the upper left: M.J.M. Ringel 95
private property, Austria
Franz Ringel
o.T.
1995
Öl und Acryl auf Leinwand; gerahmt
155 x 100 cm
Signiert und datiert links oben: M.J.M. Ringel 95
österreichischer Privatbesitz
Franz Ringel gehört neben Martha Jungwirth, Kurt Kocherscheidt, Peter Pongratz und Wolfgang Zeppl-Sperl der losen Künstlergruppierung "Wirklichkeiten" an. Diese – vom Kunsthistoriker Alfred Schmeller als "Krokodile im Karpfenteich" bezeichnet – wollen mit ihrer Malerei einen Gegenpol zur abstrakten Kunst und auch zum für sie viel zu akademischen Phantastischen Realismus schaffen, den damals alles beherrschenden Kunstströmungen im Nachkriegsösterreich. Ringel, wie vor ihm die Phantasten, aus der Gütersloh-Klasse an der Akademie am Schillerplatz kommend, interessiert sich für die Malerei der Cobra-Gruppe und die Art Brut. Seine Begegnung mit Jean Dubuffet in Paris in den frühen 1970er Jahren wird wegweisend. In engem Kontakt steht er auch zu Leo Navratil und den von diesem geförderten Gugginger Künstlern. "Ein gutes Stück gewollter Wahnsinn im Ausdruck begleitet seine (Franz Ringels) Bilder bis heute." (Klaus Albrecht Schröder (Hg.), The Beginning. Kunst in Österreich 1945 bis 1980, Albertina modern, Wien 2020, S. 457)
Frei von allen Konventionen und klassischen Ausformungen der Kunstszene aus dem Unterbewussten heraus schaffen ist es, was Franz Ringel antreibt und was die Basis für seine seltsamen oft rätselhaften Figurenschöpfungen ist, die sich durch große Dynamik und eine grelle Farbigkeit auszeichnen. Wild-Kindliches paart sich mit Verrücktem. "Ringel malt keine Ideen. Er coloriert bloß seine Geister", schrieb sein Dichterfreund Wolfgang Bauer 1999 (https://www.derstandard.at/story/1319181509031/1940-2011-maler-franz-ringel-gestorben, aufgerufen am 13.3.2023). Fratzenhafte Figuren ohne Körper schweben im Raum vor einem bühnenartigen Quadrat. Darunter, als Kontrapunkt zum aggressiven Gebaren der beiden Kopfgestalten, schwebt ein grinsendes Herz. Wir erkennen eine Verwandtschaft zu den absurden Settings seiner frühen Kasperlbilder. Man könnte die Szene mit den absurden Köpfen auch als Kasperltheater interpretieren. Die Unmittelbarkeit im Ausdruck der Fratzen wird begleitet von einer spontan-gestischen Malweise. Franz Ringel drückt die Farbe direkt aus der Tube auf die Leinwand, bevor er sie mit heftigem Strich verteilt. Sie wird, verstärkt durch die deutlich fühlbare Materialität, zum emotionalen Ausdrucksmittel.
(Sophie Cieslar)


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